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24
JUN
2022

DSI meets NATO

Organisiert vom Global Politics Kurs unter der Leitung von Sebastian Kruse fand am 10. und 11. Mai 2022 erstmals eine Veranstaltung zur politischen Bildung für die NATO-SoldatInnen der Bundeswehr an der DSI statt. Prof. Hayriye Özen referierte über die Geschichte der Menschenrechte, Stephanie Kruse sprach über die Rolle Sozialer Medien in unserer Gesellschaft und am Nachmittag fand ein Debating-Workshop statt. Schülerinnen und Soldatinnen debattierten in gemischten Teams darüber ob diskriminierende Inhalte auf Sozialen Medien geblockt werden sollten. Feedback gab es anschließend von Richtern der German Debating Society e.V. Am zweiten Tag ging es für die Schüler*innen dann nach Izmir auf die Landcom-Base wo sie Beiträge zur Truman Doctrine, zur Kubakrise und zu einer potentiellen atomaren Bedrohung durch den Krieg in der Ukraine hörten.

Die Idee entstand bereits im Winter. Bei einem Besuch von Oberst Potocnik an der DSI gab es viele Gespräche mit Mitgliedern der Schulgemeinde. Es ging darum sich gegenseitig kennenzulernen und eine Strategie für mehr Kooperation zu entwickeln. Es ging um verschiedene Angebote der Bundeswehr für Schulen, zum Beispiel, das Rollenspiel Polis. Die Community solle ein bisschen mehr zusammenwachsen. Hier kam nun der Global Politics Kurs von Herrn Kruse ins Spiel. Die Auseinandersetzung mit globaler Politik in all ihrer Vielfalt macht den Kurs so interessant, aber eben auch so komplex. “Die Schülerinnen brauchen einfach mehr praktischen Bezug” war sich Sebastian Kruse bereits im Winter sicher. Das IB-Lehrerteam und die Schulleitung entscheiden sich also dazu die politische Bildung für die Bundeswehr in die Hände des Oberstufenkurses zu geben. Selin, Nadja, Kaan, Deniz und Zeynep waren zunächst nicht sicher was sie erwartet. Schnell wuchsen die Schülerinnen in die Aufgabe hinein. Die vorgegebenen Themen der Bundeswehr deckten sich direkt mit dem Curriculum des Kurses. Menschenrechte, ein zentrales Thema von Global Politics im IB, hatten sie bereits behandelt, aber trotzdem schien es irgendwie weit weg. Viele Diskussionen und Gespräche zwischen Herrn Kruse und den Schülerinnen führten zu der Erkenntnis, dass man sich HIlfe von außen holen müsse. Die Türkei und Menschenrechte?! Das schien allen beteiligten ein interessantes Thema. Nach kurzer Recherche war klar: an der Universität in Izmir gibt es eine Professorin mit eben diesem Schwerpunkt. Und tatsächlich gelang es Selin und Zeynep den Kontakt herzustellen und Professorin Hayriye Özen für einen Vortrag zu gewinnen. In einem gemeinsamen Zoom-Meeting lernte man sich kennen und erarbeitete die Schlüsselfragen. Was sind Menschenrechte? Wer setzt sie durch? Welche Rolle spielen Einzelpersonen und welche Rolle die Medien? Prof. Özen gelang es in ihrem einstündigen Vortrag diese Fragen zu beantworten und in den anschließenden Diskussion beeindruckten die Soldateninnen die Schüler*innen des Jahrgang 11 sehr.

Stephanie Kruse, Redakteurin aus Hamburg, mit langjähriger Erfahrung bei Stern, Spiegel und anderen Medienhäusern sprach über die veränderte Medienlandschaft, die perspektive der Journalistinnen und die Medienkompetenz der Bevölkerung in Deutschland. Eine spannende Debatte um Unabhängigkeit, Profitorientierung, Objektivität der Medien und das Zusammenspiel zwischen traditionellen Medien, sozialen Medien und der Bevölkerung als Konsument und Produzent von Nachrichten folgte. Nun war es an den Schülerinnen Verantwortung zu übernehmen. Nach einem kurzen Input von Sebastian Kruse zum Format World Schools Debating wurden alle Teilnehmer in Gruppen eingeteilt um sich auf eine Debatte zum Thema Sollen Soziale Medien diskriminierende Inhalte blockieren? vorzubereiten. Kritisches Denken als Schlüssel zum 21. Jahrhundert war der Leitgedanke für das Finale des ersten Tages!
Der Plan ging auf. Die von den Schülerinnen angeleiteten Gruppen lieferten sich am Ende eines interessanten Tages feurige Debatten. Die Soldatinnen und ihre Angehörigen zeigten sich begeistert vom Format und genossen die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen, die wiederum begeistert waren von der Produktivität der Gruppen und dem Engagement der Teilnehmer. Abschließend gab es Feedback! Sebastian Kruse nutzte seine Kontakte zur Debating Society Germany e.V. und organisierte etablierte Uni-Debater, die über Zoom hinzugeschaltet, am Ende die Debatten bewerteten. Die Studentinnen aus London, Stuttgart und Heidelberg verkündeten ihr Urteil und beeindruckten sowohl Schülerinnen als auch Soldatinnen mit ihren präzisen Kommentaren. Beide Seiten konnten sich im nachhinein ein Lächeln nicht verkneifen! Während es für die gestandenen Offiziere ungewohnt war Rückmeldungen von so jungen Menschen zu bekommen, war es eine ebenso neue Situation für die Richter*innen…

Am zweiten Tag bekamen die Schüler*innen der DSI die Möglichkeit ins Landcom Headquarter zu fahren um dort einen Vortrag von US Sicherheitsexperte Trevor Mansager zur Truman Doktrin und der amerikanischen Außenpolitik des 20. und 21. Jahrhunderts zu hören, ein kurzweiliges Rollenspiel der Soldaten zur Kubakrise zu erleben und schließlich aktiv und angeleitet von Oberst Gontermann die Angst vor dem Atomkrieg zu reflektieren. Abgerundet wurde die zweitägige Veranstaltung durch ein gemeinsames Grillen und die Erkenntnis, dass Vorurteile abgebaut und Perspektiven erweitert werden konnten. Das nächste Aufeinandertreffen wird von beiden Seiten bereits mit Spannung erwartet.

Autor: Sebastian Kruse